Theologische Grundlegung
„Es weiß gottlob ein Kind von 7 Jahren, was die Kirche sei, nämlich die heiligen Gläubigen und die ‚Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören‘.“
(Martin Luther, Schmalkaldische Artikel)
Überall wo Gottes Wort verkündigt und gehört wird, ist die Kirche Jesu Christi, unabhängig von ihrer Kultur und Sprache, Größe oder Organisationsform. Die Kirche hat nach lutherischem Verständnis in Christus, wie er in Schrift und Bekenntnis bezeugt wird, die Freiheit zur Vielfalt. Sie ist nicht gebunden an ein Land, eine Sprache oder einen Ritus, sondern allein an Jesus Christus. Der Freiheit des Glaubens entspricht es zum andern, in der Liebe Verantwortung für die Nächsten und die Welt zu übernehmen. In der Bindung an Christus und in der Liebe zu den Nächsten trägt der Martin-Luther-Verein Mitverantwortung für lutherische Gemeinden und Einrichtungen, besonders in Brasilien, der Ukraine und in Osteuropa und projektbezogen auch in Südafrika. Der Martin-Luther-Verein engagiert sich bei der Förderung evangelisch-lutherischer Christen in der Diaspora im Konzert mit anderen Institutionen wie z.B. dem Gustav-Adolf-Werk (GAW).
Christus spricht: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ (Lukas 12,32)
Der christlichen Kirche ist keine Macht verheißen. Lutherische Gemeinden befinden sich im Gegensatz zum Land der Reformation oftmals in einer ausgeprägten Minderheitssituation. Das nennt man „Diaspora“. Die Kirchen und Gemeinden sind oft so klein und verstreut, dass ihre Situation mit unserer bayerischen Diaspora kaum zu vergleichen ist. Häufig sind diese lutherischen Kirchen durch deutsche Auswanderer entstanden, wurden inzwischen aber zu Kirchen ihres Heimatlandes mit der Sprache, der Kultur und mit den Menschen des Landes. Das entspricht dem Wesen der Kirche Jesu Christi von Anfang an – werdende und wandernde Kirche zu sein. Darin ist sie aber auch auf weltweite geschwisterliche Verbundenheit angewiesen. Das Fragmentarische und Unvollkommene ist von daher durchaus kennzeichnend für das Erscheinungsbild der lutherischen Kirche. Auch unvollkommene und nur punktuelle Hilfeleistung an exemplarischen Orten ist sinnvoll, weil die Verheißung Christi ausdrücklich der „kleinen Herde“ gilt.
„Lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen“ (Paulus an die Galater 6,10).
Aufgabe des Martin-Luther-Vereins ist es, vornehmlich lutherische Kirchen und ihre Einrichtungen in der Diaspora bei der Erfüllung ihrer missionarischen und diakonischen Aufgaben zu unterstützen. Er wirbt dafür bei seinen Mitgliedern und darüber hinaus Spenden ein. Zudem setzt er sich in der eigenen Landeskirche dafür ein, Bewusstsein für die Situation der weltweiten lutherischen Diaspora zu wecken und zu stärken. Dafür nutzt er besonders ehrenamtliches Engagement und gemeindliche Mitverantwortung.
Prof. Dr. Christian Eyselein, Windsbach
Dekan Wenrich Slenczka, Würzburg
März 2014